>>> 31 Jahre Plattdeutsche Bühne Haltern <<<

Lügen haben kurze Beine …

 

Das gilt auch und sehr amüsant auf der Theaterbühne. Davon konnten sich über 300 Zuschauer bei der Premiere des Lustspiels „De Reise nao Kapstadt“ von Theodor Schübel überzeugen. In der Aula des Halterner Schulzentrums gab das Ensemble der Plattdeutschen Bühne sein 30. Stück in 31 Jahren zum Besten, sehr zum Vergnügen des treuen, beifallfreudigen Publikums.

 

Nach der launigen Begrüßung durch den Vorsitzenden Willi Deckling gab es Spontanbeifall für das gelungene Bühnenbild. Reiner Gerdes und sein Team hatten die Riesenbühne der Aula geschickt in das schmucke Wohnzimmer einer gut situierten Familie verwandelt.

 

Der Ingenieur Karl Flottbeck, um dessen Lügengespinste sich das turbulente Stück dreht, ist eine Bombenrolle für den erfahrenen Reiner Gerdes, der dann auch erwartungsgemäß alle Register zog. Seine eher kühle Ehefrau Annette wurde von der Debütantin Julia Rauhut souverän gespielt. Man merkte ihr kaum an, dass sie zum ersten Mal auf der Bühne stand. Routiniert dagegen und urkomisch wie immer Doris Niklas in der Rolle der nervigen Schwiegermutter Elfriede.

 

Eine Quelle ständiger Verwicklungen des nicht immer treuen Ehemannes Karl ist die liebestolle Freundin Lotti, gespielt von Vera Herzog-Sasse. Sie sorgte mit ihren ständig wechselnden, scharfen Outfits für „Ah’s“ und „Oh’s“ des männlichen und weiblichen Publikums. Der zweite Debütant des Abends war Georg Röer, der als unwillkommener Besucher und Knacki Kurtchen erstmals auf der Bühne stand. Er verströmte überzeugend den öligen, reifere Damen becircenden Charme eines Heiratsschwindlers. Der zweite unwillkommene Besucher Hansotto wurde von Jerry Schüttert fingerfertig dargestellt.

 

Eine feste Regel in plattdeutschen Komödien: Mitspieler mit einer hochdeutschen Rolle sind am Ende immer die Dummen. So auch Erich Meinker in der Rolle des verliebten aber auch intriganten Robert. Über ihm, der es doch so gut meinte, bricht am Ende ein Strafgericht aller anderen Mitspieler herein.

 

In der Premiere war dem Ensemble kaum Nervosität anzumerken. Kleinere Texthänger wurden von den Souffleusen Katharina Groneck und Margret Witteck ausgebügelt. Elisabeth Sasse, „Urgestein“ der Plattdeutschen Bühne, führte erstmals Regie. Sie konnte mit der Ensembleleistung ihrer Schützlinge hoch zufrieden sein. Dieser Meinung war wohl auch das dankbare Publikum, das am Schluss reichlich Beifall spendete und das ganze Team damit in eine sicher ausgelassene Premierenfeier entließ. Die Besucher der noch ausstehenden drei Vorstellungen am 9., 10. und 17. Februar haben jedenfalls allen Grund zur Vorfreude auf die Reise nach Kapstadt.

 

K.H.